Unter Berücksichtigung der zu vermittelnden Grundlagen von Gestaltung (die in der Umsetzung aber nie doktrinär zu verstehen und anzuwenden sind), geht es mir bei der Gestaltungsarbeit - die immer auch eine goldschmiedische Umsetzung beinhaltet - um die enge Verknüpfung von Kunst und Handwerk. Der eigenschöpferische Gestaltungswille der Schüler verlangt nach einer adäquaten Umsetzung durch handwerkliche Praxis. Bei der Transformation der Schüleridee in die handwerksgerechte Form darf aber nie die Seele der Dinge verloren gehen und VERHANDWERKLICHT werden. Gestaltendes Handwerk darf nicht in artistisches Können abgleiten; die Stärke des Goldschmieds liegt in der Synthese des Künstlerischen und Technischen. Beides muß wahr sein, beides muß ganzheitlich Gedacht sein und den Menschen als Träger mit einbeziehen.
Die Aura eines gestalteten Produktes ist ein wichtiges Element gestalterischer Erfahrung. Da Subjekt und Objekt einander bedingen, werden Anmutungen und Assoziationen Gegenstand inhaltlich gestalterischer Auseinandersetzung.
Die notwendige Synthese von Kunst und Handwerk zeigt sich in der Transformation einer zarten Entwurfsskizze - um ihr zu entsprechen, ist eine Sensibilisierung für die technische Umsetzung notwendig - sie geht einher mit der Forderung, den Werkstoff bis an die Grenzen seiner Verformbarkeit und Stabilität zu erproben, damit eine adäquate Umsetzung der (spontanen) Idee beim Bemühen um die Form gewährleistet wird.
Die individuellen gestalterischen Begabungen zu erkennen und zu fördern ist die eigentliche Aufgabe; meine eigene Gold- und Silberschmiede-Arbeit bleibt dabei im Hintergrund, sie ist durch meine Person präsent, sie ist quasi das Korrelat meiner Lehrtätigkeit und darf nicht zum heimlichen Dogma der Vermittlung von Gestaltung werden.
[Abb. von Links nach Rechts: Alexander Blank, Nicola Wagner, Esther Pellmann] |